Risk Management
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Der Rohstoffsicherungsprozess als Treasury-Herausforderung: Möglichkeiten der systembasierten Unterstützung

Autoren: Christopher Lapp und Tobias Pfuderer

Das Management von Rohstoffrisiken hat innerhalb der Aufgaben des Corporate Treasury in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen bzw. ist bei vielen Unternehmen als neue Treasury-Herausforderung – zusätzlich zu den klassischen Aufgaben – hinzugekommen. Ausgelöst wurde diese Entwicklung insbesondere durch die enorme Zunahme der Preisvolatilität sowie ein tendenziell steigendes Preisniveau an den verschiedenen Rohstoffmärkten. Hierdurch sieht sich eine immer größer werdende Zahl von Unternehmen dazu gezwungen, eine aktive Steuerung der durch Rohstoffpreisschwankungen bedingten Erlös- oder Kosteneffekte vorzunehmen. Der unbefriedigende Zustand, Entwicklungen auf der Rohstoff-Preisseite ohne Risikoquantifizierung und Risikosteuerung mehr oder weniger ausgeliefert zu sein, wird in diesem Umfeld vielfach nicht mehr akzeptiert. In einigen Fällen kann der Risikotransfer durch eine flexible Anpassung der Vertriebspreise erfolgen. Dies ist jedoch längst nicht für alle Unternehmen ein gangbarer Weg. In vielen Märkten erwarten Kunden beispielsweise eine Preisverlässlichkeit, die mit der Volatilität der Rohstoffmärkte unvereinbar ist. Daneben können auch prozesstechnische Faktoren kurzfristigen und nicht planbaren Anpassungen von Preisen innerhalb von Absatzsystemen entgegenstehen. 

Die nachfolgenden Erläuterungen beschreiben aufbauend auf einer Detaillierung der für das Rohstoffsicherungsmanagement relevanten Anforderungen eine systemgestützte Lösung und dienen als Anregung für Unternehmen zur Optimierung des Rohstoffsicherungsprozesses.

Anforderungen an die Sucherung von Rohstoffpositionen (Metaller, Treibstoffe)

Das Management bzw. die Absicherung von Rohstoffpreisrisiken sieht sich im Vergleich zum Management originärer Finanzpositionen (z. B. kurz- oder langfristige Anlage- oder Finanzierungspositionen) mit einer wesentlich höheren Produktheterogenität konfrontiert. So können die verschiedenen Commodities (Metalle, Treibstoffe, landwirtschaftliche Güter etc.) in unterschiedlichsten Güteklassen segmentiert bzw. gehandelt werden. Außerdem ist die Frage, auf welchem Weg und in welcher Art und Weise Rohstoffrisiken auf das Unternehmen einwirken, meist deutlich schwieriger zu beantworten als bei klassischen Finanzrisiken wie Währungen oder Zinsen. Einkaufs- und Verkaufsverträge enthalten häufig eine Vielzahl unterschiedlichster Regelungen. Besonders herausfordernd wird die Aufgabe, wenn der betreffende Rohstoff nicht direkt sondern indirekt bezogen oder veräußert wird, z. B. als Bestandteil von Zulieferteilen (Kupfer in Kabelbäumen, Blei in Batterien etc.). Das sogenannte Basisrisiko (d. h. unterschiedliche Eigenschaften und damit divergierender Preisverlauf von Grund- und Sicherungsgeschäft) spielt damit bei Rohstoffen in der Regel eine weit größere Rolle als bei traditionellen Finanzrisiken.

Der unbefriedigende Zustand, Entwicklungen auf der Rohstoff-Preisseite ohne Risikoquantifi-zierung und Risikosteue-rung mehr oder weniger ausgeliefert zu sein, wird in diesem Umfeld vielfach nicht mehr akzeptiert.